Sevilla - Maurischer Frühling - Andalusien 2020 - 3
25-27.02.2020 - Sevilla
Gegen 16:00 Uhr erreichen wir Sevilla und Jürgen darf das Auto in der Hotelgarage parken. Freya ist zwar als zweiter Fahrer im Mietvertrag eingetragen, drückt sich aber mal wieder vor dem Fahren. Selbst mit unserem kleinen Kia Picanto ist es eine ganz schöne Kurbelei bis der Wagen endlich zwischen den dicken Säulen steht.
Wir sind nicht in der Altstadt, sondern am „anderen Ufer“. Das ist auf jeden Fall einfacher zu erreichen und in zwanzig Minuten sind wir sowohl an der Kathedrale als auch auf dem Plaza de España.
Nach kurzem Boxenstopp laufen wir los. Zuerst zum Torre del Oro, dann zum Palacio de San Telmo und schließlich zum Plaza de España, wo wir im schönsten Abendlicht dem Treiben zusehen. Überall blühen Orangenbäume und gleichzeitig hängen die leuchtend orangenen Früchte daran.
Nach unserem Rundgang machen wir noch mal kurzen Halt im Hotel und laufen dann zum Essen zur Calle San Jacinto. Das Hotel meinte wir sollten die Touristenrestaurants am Ufer meiden und lieber in diese Fußgängerzone gehen. Dort gibt es in der Tat eine Vielzahl von Restaurants, in denen man auch draußen sitzen kann. So richtig macht uns aber keins an.
Schließlich entscheiden wir uns für eins und greifen dann aus Unkenntnis zu den Sandwichvariationen statt den typischen Tappas. Auch lecker, aber nicht das, was wir uns vorgestellt haben. Zumindest das Bier schmeckt wie erhofft.
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Heute Morgen wollen wir uns den Plaza de España mal in leer angucken. Offiziell öffnet der Park um 8:00 Uhr. Die Tore sind schon offen als wir kommen, aber außer uns sind nur die Straßenreinigung und die ersten Droschkenfahrer da. Auch ein paar Jogger ziehen schon ihre Runden. Das Wasser in den Kanälen liegt still und spiegelt die imposanten Gebäude. Es duftet nach Orangenblüte mit einer kleinen Note Pferdedung - Wunderbar.
Gegen 8:30 Uhr kommen die ersten chinesischen Reisegruppen und eine Viertelstunde später gehen wir zum Hotel zurück. Dort wartet das üppige Frühstücksbuffet.
Es sieht gar nicht nach viel aus, aber hier legen sie lieber regelmäßig nach, als eine superlange Theke aufzubauen. Es gibt Spiegel- oder Rührei, Cerealien, vier Sorten geräucherten Fisch, diverse Sorten Käse und Wurst, Obst und Kuchen und so weiter. Wir essen genüsslich und machen uns gegen 10:30 Uhr auf zum Alcázar, dem hiesigen Königspalast.
Da wir keine Eintrittskarten im Internet gekauft haben, müssen wir in die lange Schlange. Diese bewegt sich nicht kontinuierlich, sondern eher ruckweise. Als wir weiter vorne sind, sehen wir, dass es eine Art Blockabfertigung gibt. Es werden immer etwa ein Dutzend Menschen an die Kassen gelassen. Damit verlaufen sich die Besucher innerhalb der Anlage recht schnell.
Vor uns steht eine Gruppe Italiener und wir kommen mit einer gut deutsch sprechenden Frau ins Gespräch. Es geht einigermaßen schnell und bald sind wir drin. Im Sommer sollte man aber tunlichst zusehen, dass man die Karten im Voraus kauft.
Wir sind über 4 Stunden auf dem Gelände. Neben den unterschiedlichen Gebäuden gibt es auch noch einen riesigen Garten zu bewundern. Zusammenfassend kann man sagen - es ist einfach nur klasse. Die Räume, die Gärten, alles. Besonders die Decken sind beachtenswert.
Etwas Lustiges passiert im Restaurant. Nach Stunden des Herumlaufens haben wir einen Platz auf der Terrasse ergattert. Rechts neben uns ein altes Paar. Ein weiteres etwa gleich altes Paar sucht einen Platz und setzt sich zu den beiden. Auf die Frage, wo sie herkommen antwortet die eine Frau dann tatsächlich „Where shall I start?“ und beginnt dann in den frühen 60ern. Freya weiß schon, warum sie andere Leute oft nicht zu Wort kommen lässt 🌝.
Irgendwann beschließen wir, dass es nun reicht und verlassen wir den Alcázar.
Ganz in der Nähe ist der Eingang in die Kathedrale und weil die Schlange gerade nicht so lang ist, planen wir um und gehen gleich rein.
Groß und protzig. Hier geht es einzig darum zu zeigen wie viel Geld und Macht die katholische Kirche hatte. Bei den Silberarbeiten fallen uns gleich die Minen von Potosi in Bolivien ein.
Netter als die Haupthalle sind die kleineren Räume, die man über separate Türen an der Stirnseite der Kathedrale erreichen kann. In der Haupthalle befindet sich übrigens auch das Grabmal von Christoph Kolumbus. Natürlich ist dies eines der beliebtesten Foto-Motive und normalerweise steht immer eine kleine Schlange vor dem Sarkophag.
Den Aufstieg auf den Turm sparen wir uns. Stattdessen besuchen wir noch die im Eintrittspreis enthaltene Kirche San Christobal. Die liegt nur 5 Minuten entfernt und ohnehin in der Richtung unseres nächsten Ziels. Mittlerweile haben wir zu zweit gut 1000 Fotos geschossen.
Aber jetzt reicht es. Freya ist fertig. Sie will jetzt irgendwo sitzen. So nutzen wir die Gelegenheit, dass es auf dem Platz vor der Kirche Außengastronomie gibt. Wir ergattern gerade noch so einen der hohen Tische mit Barhockern. Touristen sieht man hier nicht. Stattdessen treffen sich die Einheimischen auf ein Schwätzchen. Einen leckeren Weißwein später machen wir uns wieder auf die Socken.
Das letzte Tagesziel ist ein modernes Bauwerk, dass die Einwohner nach einem Pilz getauft haben: Parasol (Na gut, eigentlich „Metropol Parasol“). Für Freya, die Pilzkennerin, ist diese Namenswahl eher unverständlich - aber was soll’s.
Irgendwie ist dieser Bau seltsam für Sevilla. Aber jede Zeit will ihren Stempel aufdrücken und in einem Museumsdorf will auch nicht jeder leben. Das Gelände war ursprünglich von einer Markthalle besetzt, die einem Bürogebäude weichen sollte. Als man dann historische Ruinen fand, stand erst mal alles still und der Platz lag jahrelang brach. 2004 hat man dann endlich einen Wettbewerb ausgeschrieben und dieser Entwurf des deutschen Architekten Jürgen Mayer hat gewonnen.
Wirklich gefallen hat uns das Gebäude nicht, aber wir laufen drauf rum und fotografieren und ja, irgendwie ist es schon interessant.
Mittlerweile ist es schon 19 Uhr und Jürgen will was essen. Blöderweise schwingt sein Magen noch nicht mit der spanischen Zeit.
Okay. Wir finden ein Restaurant, trinken Sangria und essen Paella. Die Sangria lässt uns das Essen ertragen. Aber wir sitzen nett, haben Spaß, alles gut.
Während wir essen, geht die Sonne unter und so laufen wir noch mal zurück zum Parasol und fotografieren erneut.
Danach geht es zum Hotel und mehr oder weniger direkt ins Bett.
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Am nächsten Morgen klingelt kein Wecker und so sind wir kurz vor 9:00 am Frühstücksbuffet. Genüsslich essen wir verschiedenes und ja, man könnte sagen, dass wir beide ganz schön verfressen sind.
Unser erstes Ziel heute ist die Universität, die im Gebäude einer ehemaligen Zigarrenfabrik untergebracht ist. Dazu geht es den bekannten Weg über die Brücke zur bereits gut gefüllten Plaza de España. Die Universität liegt praktisch um die Ecke und wir staunen über die Imposanz der ehemaligen Tabakfabrik. Da sie aber aktiv als Universität genutzt wird, sind die zugänglichen Bereiche relativ überschaubar.
Danach laufen wir zur Archivo General de Indias, der zentralen Bibliothek Spaniens wenn es um deren ehemaligen Überseegebiete geht. Die ist aber leider wegen Renovierung nur im Erdgeschoss geöffnet. Dabei sind die großartigen Fotomotive im ersten Stock. Wir gehen kurz rein, aber außer einem Innenhof ist alles andere abgesperrt.
Anschließend lassen wir uns durch die engen Gassen des Viertels Santa Cruz treiben. Gegen Mittag treffen wir an der Almedia de Hercules ein. Dies ist ein großer Platz mit je zwei Säulen an den Stirnseiten. Ansonsten gibt es nicht viel zu sehen. Dafür gibt es rund um den Platz viele kleine Cafes. Auch wir machen eine kleine Rast mit Weißwein und stuffed mushrooms. Lecker.
Aber jetzt wird nicht geschwächelt und einfach nur rum gesessen. Wir laufen zu der nahe gelegenen Brücke, die wir gestern vom Parasol aus gesehen haben. Aber die ist wohl eher abends ein Fotomotiv. Auch der Vergnügungspark auf der anderen Seite des Flusses, reizt uns nicht.
Die sehenswerten Kirchen in diesem Teil der Stadt haben um diese Zeit ja leider geschlossen. Im Stadtplan haben wir aber gesehen, dass sich hier in der Nähe auch ein Stück alte Stadtmauer befindet. Das ist unser nächstes Ziel.
Leider fällt aber auch das eher in die Kategorie „na, ja“. So laufen wir nun also langsam wieder in Richtung Hotel wo wir uns eine längere Pause gönnen.
Über Tripadvisor hat Jürgen ein Lokal in der Nähe der Uni gefunden: „Christinas Bistro“. Hat gute Kritiken und die können wir bestätigen. Wir sitzen draußen und teilen Tintenfisch und Schweinelende, dazu trinken wir leckeren Rotwein.
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An unserem letzten Morgen in Sevilla stehen wir noch mal früh auf und laufen über die Brücke zum Plaza de España. Hier ist die perfekte Frühlingsstimmung. In einer Nische spielt ein alter Mann klassische Gitarrenmusik. Wir nutzen noch mal die Gelegenheit den Platz ohne Menschenmengen zu fotografieren und saugen den Augenblick in uns auf.
Ein letztes Mal laufen wir an der Kathedrale vorbei und durch die Stadt zurück zum Hotel. Sevilla hat uns wirklich gefallen.
Auf den Straßen ist heute Morgen noch weniger los als an den anderen Tagen und im Internet stellen wir fest, dass heute ein andalusischer Feiertag ist. Noch stört uns das nicht, auch wenn wir ein bisschen suchen müssen, bevor wir einen offenen Supermarkt finden, in dem wir eine Flasche Wasser kaufen können.
Im Hotel genießen wir noch einmal das leckere Frühstück bevor wir am späten Vormittag auschecken und uns auf den Weg machen.