Tucson - Wild Wild West - USA 2022 - 6
02-04.03. - Tucson
Nach dem Halt bei Biosphere 2 ist es noch zu früh, um im Hotel einzuchecken. Also fahre ich zuerst in den östlichen Teil des Saguaro National Park. Das haben wir im Jahr 2000 auch schon mal gemacht. Damals war es allerdings noch früh am Morgen und wir (oder besser ich 😉) haben viele Roadrunner gesehen. Jetzt, kurz nach Mittag, rechne ich nicht damit, überhaupt welche zu sehen.
Die Fahrt durch die Vororte von Tucson dauert länger als erwartet, aber schließlich bin ich da. In diesem Teil des NP darf man nur einen verhältnismäßig kleinen Kreis fahren, der Rest ist tabu. Es ist eine schmale Einbahnstraße, aber es gibt genug Pull-Outs, um anzuhalten und Fotos zu machen. Es gibt auch noch einen kurzen Abzweig über eine nicht asphaltierte Straße, die zu einem Picknickplatz (Mica View) und einigen kurzen Trails führt. Den nehme ich natürlich auch und nutze die Gelegenheit, mir ein wenig die Beine zu vertreten. Dann habe ich genug. Morgen will ich sowieso den westlichen Teil des Parks besuchen und im Desert Museum, das ich ebenfalls morgen besuchen will, gibt es auch mehr als genug Kakteen.
Diesmal habe ich ein Bed-and-Breakfast außerhalb der Stadt und in der Nähe des Wüstenmuseums gebucht. Ich bekomme das "Tiny House", das etwas abgelegen und wirklich niedlich ist.
Es sind 29°C, ich sitze gerade auf der Terrasse und schreibe diesen Reisebericht. Selbst als ich um 8:30 Uhr vom Abendessen zurückkomme, hat es 24°C. Das hatte ich mir erhofft, als ich die Reise in den Südwesten plante.
Am nächsten Tag steht als erstes das Wüstenmuseum [↗] auf dem Programm. Das Gute an einem Besuch im Winter ist, dass es nicht so heiß ist, auch wenn es heute ziemlich warm ist (27°C und im Laufe des Tages weiter ansteigend), aber nichts im Vergleich zu echten Sommertemperaturen. Der Nachteil, und das ist ein großer, ist, dass sie erst um 8:30 Uhr statt um 7:30 Uhr öffnen. Das bedeutet, dass es schnell voll wird, während man im Sommer eine Stunde oder so Zeit hat, in der nur wenige Leute da sind.
Ich betrete das Gelände also 5 Minuten nach Öffnung und gehe direkt zum Puma und dann zu den Kolibris. Ein weiterer Pluspunkt bei einem Besuch im Winter ist die Greifvogel Flugshow. Sie beginnt um 10 Uhr, aber man bittet mich früh da zu sein, da es voll werden kann. Und das ist es auch. Ich war 20 Minuten früher da, und es gab bereits eine lange Schlange.
Als wir reingelassen werden, betreten wir kein Amphitheater, sondern stellen uns einfach in drei Reihen an. Die Vögel fliegen von links und rechts über unsere Köpfe hinweg. Da sie direkt auf uns zufliegen, sind sie in der Luft schwer zu fotografieren, zumal wir nichts über Augenhöhe halten dürfen. Die Ranger platzieren Futter auf kleinen Bäumen ganz in der Nähe von uns. So können auch Leute mit Smartphones Fotos machen. Eine große Vielfalt an Vögeln wird nicht gezeigt (nichts im Vergleich zum Weltvogelpark Walsrode oder der Greifvogelschau in der Kasselburg). Es dauert 30 Minuten und ist sicher ganz nett, wenn man keine vernünftige Kamera hat. Ansonsten ist es ok, aber nichts, wofür man kommen müsste.
Ich erkunde noch ein paar weitere Ecken und statte den Kolibris einen zweiten Besuch ab, bevor ich abreise. Jetzt war ich doch schon wieder 3,5 Stunden hier.
Da das Berggebiet des Saguaro Nationalparks gleich um die Ecke liegt, fahre ich als nächstes dorthin. Wie im östlichen Teil gibt es auch hier einen Rundweg, den man fahren kann und der verschiedene Wandermöglichkeiten bietet. Da es jetzt High Noon ist, fahre ich nur die Schleife. Diese ist komplett unbefestigt und die Landschaft unterscheidet sich nicht wesentlich vom anderen Teil. Wenn man den einen gesehen hat, verpasst man nicht viel, wenn man den anderen auslässt. Wenn Du mich fragst, würde ich mich für die Strecke entscheiden, auf der ich gestern war.
Da ich jetzt ohnehin nördlich von Tucson bin, beschließe ich, im Tucson Outlets Center vorbeizuschauen. Während das Outlet in Las Vegas so war, wie es immer war, sind hier viele Geschäfte unbesetzt. Die großen Marken wie Adidas oder Nike sind zwar da, aber viele der anderen fehlen. Ich würde sagen, mindestens ein Drittel der Läden steht leer. Ich finde auch nichts, was mich interessiert.
Letzter Halt für heute ist die Sankt-Augustin-Kathedrale [↗]. Von außen sieht sie nicht besonders aus und auch das Innere des Kirchenschiffs ist nichts Besonderes (auch wenn sie schöne Fenster hat). Die Attraktion ist die Eingangshalle zur Straße hin (man kann die Kirche auch von der Seite betreten). Dort gibt es einige schöne Wandgemälde in modernem Stil.
Ich habe noch zwei Museen auf meiner "vielleicht will ich sie besuchen"-Liste, aber ich beschließe, lieber die Terrasse meines Hotels zu nutzen. Leider hält der angekündigte Wetterumschwung Einzug. Es wird ziemlich windig und der ursprünglich blaue Himmel ist fast vollständig mit Wolken bedeckt. Also ziehe ich nach 2,5 Stunden um. Etwa eine Stunde später hat sich der Wind beruhigt und man kann zwischen den Wolken ein paar Flecken Himmel erkennen. Ein gutes Zeichen für interessante Sonnenuntergangsaufnahmen. Auf dem Weg zum Hotel habe ich bereits mögliche Standorte gescoutet, aber keinen besonderen Platz gefunden. Ich hätte auf einem der Wege wandern müssen, in der Hoffnung auf einen schönen Vordergrund. Also wähle ich die faule Variante. Im Hinterhof meines "Tiny House" stehen ein paar schöne große Kakteen. Ich hole das Stativ aus dem Auto, suche nach einer Komposition und fange an zu fotografieren.
Am nächsten Morgen fotografiere ich denselben Kaktus, nur in die andere Richtung. Sonnenaufgangsaufnahmen können so einfach sein 🌝.
Kurz darauf fahre ich nach Tombstone [↗]. Dies ist eine alte Westernstadt, in der sich der berühmte "Gunfight at the O.K. Corral" ereignete. Vielleicht hast Du schon von Doc Holliday und den Earp-Brüdern gehört, die daran beteiligt waren. Ich beginne auf dem Boothill Graveyard, wo man viele alte Gräber findet. Einige sind einfach mit "unbekannt" beschriftet, andere mit Namen und Vermerken wie "erhängt" oder "ermordet".
Im Zentrum wurde die alte Hauptstraße für den Verkehr gesperrt. Nur einige Kutschen dürfen dort fahren. Diese Straße, aber zumindest teilweise auch der Rest, ist eine Art Disneyland. Ich weiß nicht, wie original die Gebäude sind, aber im Inneren findet man nur Souvenirläden, Restaurants und ähnliches. Ich habe eine Stunde gebraucht, um beide Orte zu besichtigen, aber wenn man sich die mehrmals täglich stattfindende Schießerei ansehen oder einkaufen gehen will, braucht man natürlich mehr Zeit.
Jetzt will ich zum Chiricahua NM [↗] in der Nähe von Wilcox fahren, was eine ziemliche Fahrerei ist. Aber da es abseits der üblichen Routen liegt, werde ich wohl nicht mehr so nah herankommen. Eigentlich wollte ich den Echo Canyon Trail laufen, aber als ich ankomme, sind alle Parkplätze belegt. Ich nehme das als ein Zeichen. Die Temperatur ist recht angenehm (20°C), aber es weht ein kalter und böiger Wind, der selbst mit einer Fleece-Jacke schwer auszuhalten ist. Später auf dem Rückweg nach Tuscon wird sogar auf der Interstate vor dem starken Wind und der damit verbundenen Brandgefahr gewarnt. Also fahre ich zurück zum Eingang und halte an verschiedenen Parkbuchten, um ein paar Fotos zu machen.
Auf dem Rückweg nach Tucson mache ich noch einen kleinen Abstecher nach Benson und St. David, um die Wandmalereien und alten Autos zu fotografieren, die ich heute Morgen auf dem Weg nach Tombstone gesehen habe.