Shkodra - Im Land der Skipetaren - 2

Ebu Beker Mosque - Shkodra - Albania
 


30. Juli 2017 - Shkodra

Im kleinen Flughafen von Tirana entdecken wir unseren Reiseleiter (wir haben eine Rundreise mit World-Insight gebucht) sehr schnell. Er ist pfiffig und hebt das Schild immer nur dann hoch, wenn er glaubt, dass es einer seiner Teilnehmer sein könnte. Seine Trefferquote ist gut und zeugt von viel Erfahrung.

Endlich hat er seine 16 Schäfchen eingesammelt und geht mit uns raus zum Parkplatz. Außer uns sind es ein weiteres Paar, eine Familie mit siebzehnjährigem Sohn, viele alleinreisende Frauen und ein weiterer Mann.

 

Der Bus ist für die Gruppe eindeutig zu klein. Mit viel Geschick und unter Ausnutzung der letzten Sitzreihe passt das Gepäck hinein und es hat auch jeder einen Sitzplatz. Das war es dann aber auch schon.

In der Reisebeschreibung steht drin, dass der Minibus nur bei kleinen Gruppen genutzt wird. Aber der größere Bus wird anderweitig gebraucht und deshalb haben wir halt diesen zu nutzen - Ende der Diskussion. Na, das geht ja gut los …

 

Vor einigen Jahren haben wir mal einen Reisebericht mit „Amerika bei 100° Fahrenheit“ überschrieben. Das können wir dieses Jahr locker toppen. Das Thermometer im Bus zeigt 40 Grad und das wird sich während des ganzen Urlaubs auch nicht wirklich viel ändern.

Unser erstes Reiseziel ist Shkodra und wir lernen noch auf der Fahrt aus Tirana heraus die wichtigsten Dinge über den Verkehr in Albanien:

1. Verkehrsregeln sind dazu da, geschickt umgangen zu werden
2. Es gibt keinen Platz in der Welt wo der Albaner nicht mit dem Auto hinkommt
3. Es gibt nur eine einzige Automarke, die es wert ist Auto genannt zu werden und das ist der Mercedes

 

Nach nicht allzu langer Fahrt erreichen wir Shkodra. Da die Temperatur eher noch gestiegen ist bekommen wir erst mal Hitzefrei. Dies wird sich wie ein roter Faden durch den Urlaub ziehen. Das Programm beginnt dann um 16:00 Uhr wenn es anfängt etwas abzukühlen.
Wir nutzen die Gelegenheit und essen nach dem Einchecken im Restaurant des Hotels gegrilltes Gemüse und im Ofen gebackenen Ziegenkäse. Lecker.

 

Kaum sind wir fertig trifft sich die Gruppe vor dem Hotel und wir werden mit dem Bus bis kurz vor die Burg gefahren. Von dort laufen wir auf den trotz der Trockenheit glatten Steinen den Berg zur Burg hinauf. Die alten Pflastersteine in Albanien sind wie poliert und wir haben Glück, dass wir sie im trockenen Zustand erleben.

Entlang des Aufstiegs werden gestickte Decken, rote Fahnen mit dem doppelköpfigen Adler, T-Shirts und was der netten Kleinigkeiten noch mehr sind, angeboten. Wahrscheinlich kein China-Scheiß, aber auch für nix zu gebrauchen und daher lassen wir die Sachen hier.

 

Als Albaner, selbst mit deutschem Kennzeichen, kann man natürlich auch das Fahrverbot ignorieren und mit dem Auto bis vor das Burgtor fahren. Aber das macht glücklicherweise nur einer und selbst diesem ist der steile Weg nicht so ganz geheuer und er packt noch schnell ein paar Wackersteine unter die Räder, auf dass das Fahrzeug bei seiner Rückkehr noch da sein möge.

 

Die Burg Rozafa überragt Shkodra und von hier aus hat man einen wunderbaren Weitblick. Die Burg ist durch die wasserreichen Flüsse Kir, Drin und Buna geschützt und galt lange Zeit als uneinnehmbar.

Während unser Guide uns was zur Geschichte der Burg und Albanien im Allgemeinen erzählt hat sich Jürgen wie immer davon gemacht und erkundet die Burg auf eigene Faust. Viel gibt es allerdings nicht zu sehen. Außer den Mauerresten gibt es nur noch einen erhaltenen Gebäudekomplex in dem ein kleines Museum untergebracht ist, das wir allerdings nicht besuchen.

 

Wir erfahren, dass Albanien von seinen Anrainerstaaten so geliebt wird, dass sie das Land am liebsten in ihr eigenes integrieren würden, dass die Albaner Nachkommen der Illyrer sind und, dass die Kirchen von Griechenland gesponsert werden, die Moscheen von den arabischen Staaten und vor allem der Türkei. So nach dem Motto, es wird in einem kleinen Ort eine Moschee gebaut, dann gibt es im gleichen kleinen Ort auch noch eine orthodoxe Kirche.

 

Von der Burg werden wir mit dem Bus wieder in die Stadt gebracht und machen einen Stadtbummel. Start ist bei einer katholischen Kirche. Es ist ca. 17:00 Uhr und gleich fängt der Gottesdienst an. Von allen Seiten strömen die Menschen heran. Nicht nur alte Frauen sondern auch viele junge Leute sind dabei.

Während der kommunistischen Herrschaft wurde diese Kirche als Sportpalast genutzt. Mittlerweile ist sie zwar wieder gesegnet, aber der Innenraum doch eher einfach. Das mit der Umwidmung war übrigens gang und gebe. Statt zum Volleyballspielen auch gerne mal als Militärunterkunft oder einfach als Viehstall.

 

Danach geht es durch die Fußgängerzone. Viele Fassaden sind im italienischen Stil renoviert. Allerdings darf man nicht in die Seitenstraßen gucken oder auch nur durch die Fensteröffnungen schauen. Einiges erinnert da an Potemkinsche Dörfer.

Leider hat das Museum der Fotografen Marubi geschlossen. Hier kann man den fotografischen Nachlass von drei Generationen sehen. Das hätte uns schon interessiert.

Aber es gibt ja auch anderes zu sehen. Shkodra hat eine schöne Kathedrale und auch die Innenstadtmoschee ist, zumindest von außen, beeindruckend.

 

Als die Gruppe sich auflöst, laufen wir noch ein bisschen durch die Gassen und lassen die Atmosphäre auf uns wirken. Während in den zerfallenden Nebenstraßen wenig los ist, wird in schöner Kleidung abends über den Hauptplatz und durch die Fußgängerzone flaniert. Gruppen von Frauen oder Männern, Familien, Pärchen, alle sind sie schön angezogen und genießen die weiche Abendwärme.

 

Ein Großteil der Gruppe hat sich auf der Terrasse eines Restaurants niedergelassen und auch wir finden nach kleineren Umbaumaßnahmen noch Platz. Großen Hunger haben wir nach dem späten Mittagessen zwar nicht, aber eine Kleinigkeit und ein Bier geht allemal.
Hier gibt es dann auch zum ersten Mal Raki: Dieser hier hat nichts mit dem türkischen Anisschnaps zu tun, sondern ist ein ganz normaler Obstbrand. Ihn zu brennen scheint Volkssport zu sein und so bekommen wir ihn in den nächsten Tagen durchaus auch aus Wasserflaschen angeboten. Die Qualität ist dementsprechend sehr unterschiedlich, aber so recht schmecken will er uns nicht.



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