Hsipaw - Barfuss auf die Pagoden - Myanmar 2016-17- 9
30./31.12.2016 - Hsipaw
Am nächsten Tag steht die Zug-Fahrt nach Hsipaw an. Es heißt ja öfters mal, dass der Weg das Ziel ist. Heute stimmt es endlich mal - und da er von Konfuzius stammt, passt der Spruch gleich noch mal besser 🌝.
Wir werden nicht bis Hsipaw durchfahren, sondern nur bis zu einem Ort namens Naung Pane. Das reicht, denn eigentlich geht es nur darum das Gokteik-Viadukt zu überqueren. Ursprünglich 1901 von den Briten errichtet, ist es selbst heute noch das zweithöchste Viadukt der Welt.
Wir haben gestern noch einen Stopp am Bahnhof gemacht damit Thein unsere Tickets kaufen konnte. Heute Morgen packen wir unser Gepäck wieder in den Bus der uns am Bahnhof absetzt und später in Naung Pane wieder auflesen wird.
Es gibt zwar einen Fahrplan, aber die Zeiten sind als „nicht früher als“ zu verstehen. Je nachdem was auf dem Weg nach Pyin Oo Lwin passiert, kann es aber auch eine Stunde oder mehr Verspätung geben.
Kaum sind wir da kommt auch schon ein Zug, aber Thein meint wir sollen nicht einsteigen, es wäre der falsche. Naja, nicht der Zug, aber der Wagon. Wie wir später merken ist dies die „Holzklasse“. Wir sitzen „First Class“ auch wenn man sich da nicht der Illusion von Luxus hingeben soll.
Neben diesen beiden Wagons gibt es auch noch Güterwagons und wir schauen zu wie diese mit allen möglichen Säcken beladen werden. Der Zug ist also doch keine reine Touristenattraktion.
Irgendwann bekommen wir die Tickets und können einsteigen. Jürgen kann gar nicht aufhören zu grinsen. Vorhin hat er bei Thein noch Sitze ganz vorne und auf der linken Seite „bestellt“. Und was bekommt er? Sitz 1A🌝. Manchmal hat es halt doch Vorteile wenn der Nachname mit B beginnt.
Kaum sitzen wir, sehen wir uns an. Immodium? Ja. Für Freya kommt die Entscheidung ein bisschen zu spät. Also noch mal raus. Auf diesem Bahnhof gibt es tatsächlich eine Foreigner Toilette. Warum der Fußboden immer so dreckig sein muss - keine Ahnung. Da erst noch eine Bremse repariert werden muss, schafft Freya es bequem zurück in den Zug.
Dann geht es los. Langsames Gezockel, vorbei an Feldern auf denen alles Mögliche angebaut wird. Gegossen wird gerne mal mit selbstgebastelten Gießkannen und gepflügt wird mit Hilfe von Ochsen.
Wir stoppen an jedem Bahnhof. Dort steigen die fliegenden Händler ein und laufen durch das Abteil. Auf dem Kopf tragen sie kleine Naschereien wie abgepackte Nüsse in Plastiktütchen, kalte Getränke aber auch Nudeln mit Soße und Gemüse werden so transportiert.
Irgendwann erreichen wir das eindrucksvolle Viadukt. Kurz davor wird gehalten und wer will kann aussteigen und nach vorne laufen, um die Brücke zu fotografieren. Interessanter ist es aber sie während der Fahrt aus dem Fenster heraus abzulichten - jetzt macht sich der Platz an der Sonne bezahlt 🌝.
Dann ist das Spektakel vorbei und nicht nur wir steigen an der nächsten Station aus. Die Händler wechseln in den gerade ankommenden Zug zurück in Richtung Mandalay, während wir in einem kleinen Shan-Restaurant in der Nähe Essen gehen.
Eine Karte gibt es nicht - es gibt Nudelsuppe für alle. Hier können wir auch sehen, wie Klebreis zubereitet wird und wer will kann auch davon probieren. Er schmeckt jedenfalls deutlich besser als er aussieht.
Was uns auffällt, sind die Fotos über der Tür. Hier sehen wir die Söhne und Töchter, die einen Universitätsabschluss haben. Immerhin sind das fünf. Von einer Familie aus einem Winzdorf im Nirgendwo.
Hsipaw liegt an der Straße nach China und auf dieser sind auch wir nun unterwegs. Eng an Eng fahren hier die LKWs, seltsame Überholmanöver und alles durch die Mitte kleiner Ortschaften.
Am Ziel angekommen wollen wir zum Haus des Shanprinzen der ja tatsächlich mit einer Österreicherin verheiratet war. Die hat ihren Prinzen in den USA beim Studium kennen gelernt und erst bei der Ankunft in Burma von seinem Stand erfahren. Leider ist er vom Militär ermordet worden und sie mit den Kindern geflüchtet. Das Haus ist heute aber nicht geöffnet.
Also geht es weiter zu unserem Hotel. Dies ist ein reines Langnasen-Hotel. Hsipaw liegt zwar völlig abseits der typischen Touristenroute, ist aber bei Individualreisenden als Trecking-Standort beliebt.
Freya will ihre am Goldenen Felsen angerissene Hose nähen lassen und so machen wir uns direkt wieder auf den Weg in den Ort. Dummerweise schließen die Läden am Markt aber superfrüh. Immerhin gelingt es uns in einer Art Drogerie Riechsalz zu kaufen, das so ähnlich riecht wie das das wir vor 15 Jahren geschenkt bekommen haben.
Bei Einbruch der Dunkelheit sind wir wieder am Hotel und essen dort auch zu Abend.
Am nächsten Tag steht ein mehrstündiger Spaziergang durch die Shan-Dörfer der Umgebung auf dem Plan. Dafür haben wir extra einen lokalen Shan-Guide.
Das Verhältnis der Shan zu den Burmesen ist gespalten. Wir hatten ja schon erfahren, dass die Shan-Sprache lange verboten war und so unterschiedlich ist, dass Thein sich nicht verständigen kann wenn der Gegenüber darauf besteht sie zu nutzen.
Jetzt hören wir aber auch noch Geschichten über die österreichische Shan-Prinzessin, Mord und Todschlag und was es da sonst noch gibt, um einen spannenden Geschichtscocktail zu rühren.
Wir erfahren, dass die Shan zu den Thai-Völkern gehören, ursprünglich aus Südchina stammen und von den sich ausbreitenden Han-Chinesen immer weiter nach Südostasien vertrieben wurden. Heute besiedeln die Thai vor allem Thailand und Laos, aber auch Teile von Myanmar, Indien, Vietnam und Südchina.
Wir laufen aus der Stadt heraus und sind schnell auf den Reis- und Gemüsefeldern von wo aus wir zu einem nahe gelegenen Dorf kommen. Da sehen wir dann Leute arbeiten, die so seltsame Berufe ausführen wir Bambusspalter oder Teeblattsortierer. Es ist interessant und macht Spaß.
Zum Mittagessen sitzen wir draußen in einem Shan-Restaurant und können an einer Attraktion teilhaben, die wir lieber nicht erlebt hätten.
Ein Motorradfahrer kommt mit überhöhter Geschwindigkeit ins Schleudern und fällt direkt neben unserem Mittagstisch in ein Gebüsch. Da liegt er dann und bekommt von der herbei eilenden Bevölkerung geholfen. Nix mit stabiler Seitenlage und so. Jetzt hängt er in einem Bambussessel und stöhnt. Wir erfahren, dass er betrunken ist und hoffen, dass an der Theorie, dass Kinder und Betrunkene einen Schutzengel haben, was dran ist.
Später sehen wir, wie er in einem Tuk-Tuk über die ausgefahrenen Feldwege ins Krankenhaus transportiert wird. Sollte er Rippen oder etwas anderes angebrochen haben, so gibt ihm das sicherlich den Rest. Für uns geht es zu Fuß zurück in die Stadt.
Der Rest der Gruppe möchte noch mal ihr Glück bei dem Shan-Palast versuchen und dann zum Sonnenuntergang zu einem Tempel. Auf den Palast haben wir keine Lust und die Sonnenuntergänge waren bisher immer langweilig. Also klinken wir uns aus.
Am frühen Abend laufen wir zu zweit in den Ort. Freya versucht noch, hier ihre gerissene Hose nähen zu lassen, doch leider ist der Schneider mit dem Motorrad unterwegs.
Heute ist ja Silvester und wir haben keinen Tisch reserviert. Aber wir sind früh genug und haben daher keine Probleme. Wir sitzen auf der Terrasse in einem kleinen Restaurant am Fluss und schauen zu wie ein Mädchen mit einer kleinen Herde Wasserbüffel zum Baden in den Fluss geht.
Das Essen ist gut, die Atmosphäre angenehm. Später kommen die Anderen von ihrem Ausflug zurück. Sie haben einen großen Tisch reserviert und wollen jetzt auch gut essen.
Gegenüber dem Hotel veranstalten Einheimische Kinder eine Art Karaoke. Leider ist der Eintritt in den Hof für Fremde nicht erlaubt. Wir gesellen uns kurz zu der Meute die durch die Toreinfahrt linst und trinken dann noch etwas im Hotel. Die Feier des Jahreswechsels entfällt dieses Jahr.