von Goris nach Sewan - Kaukasischer Sommer 2024 - 17
von Yerevan nach Goris mit Besuch von Chor Virap und Noravank
von Haghpat in Armenien nach Tbilisi in Georgien
Tbilisi und zurück nach Hause
01.08.2024 - von Goris nach Sewan
Heute geht es wieder nach Norden. Der erste Teil der Strecke verläuft auf der gleichen Straße, auf der wir nach Goris [↗] gekommen sind. Wir fahren also etwa eine Stunde lang auf einer kurvenreichen Straße über die Berge durch eine schöne Landschaft. Nicht spektakulär, aber schön.
Der erste Halt ist an einem Supermarkt, wo wir etwas für das geplante Picknick am Mittag einkaufen. Das einzige Problem ist, dass die Portionen an Brot, Fleisch oder Käse für ganze Haushalte dimensioniert sind. So lande ich bei einem Pfirsich und Süßkram. Neben dem Supermarkt ist aber ein Schnellimbiss und dort finde ich eine Art Pizza Calzone, die stückweise verkauft wird und auch mitgenommen werden kann.
Nun geht es fast tausend Meter hinauf zum Selim-Pass mit einer Karawanserei und dem Platz für unser Picknick. Die Straße ist halbwegs ok, meist etwas holprig, teilweise frisch geteert, teilweise im Bau. Der Bus fährt mit 30-40 km/h - gestern waren es meist 5-10 km/h.
Jetzt wird die Landschaft erst richtig schön, nur einige Stromleitungen stören die Aussicht. Auf der anderen Seite gibt es einige Flecken mit schönen rosa Blumen, die das Grün aufhellen. Wir machen einen kurzen Fotostopp und fahren dann weiter zur Karawanserei.
Schon kurz darauf erreichen wir den Ort. Die Karawanserei ist kleiner, als sie in der Beschreibung klingt und natürlich ist sie völlig leer. Trotzdem lohnt es sich, hier anzuhalten. Es gibt einen Steintisch mit zwei Bänken, wo wir uns hinsetzen und unser Mittagessen einnehmen, wieder mit einer tollen Aussicht.
Je näher wir dem Sewansee [↗] kommen, desto gewöhnlicher wird die Landschaft. Zunächst ist als nächster Halt der Friedhof von Noratus mit seinen so genannten Khachkars geplant. Aber als wir uns dem Ufer nähern, können wir auch an einer schönen, kleinen Kapelle mit Khachkars anhalten. Von dort oben haben wir einen tollen Blick auf den Sewan See.
Bei Noratus fahren wir direkt zum Friedhof [↗]. Hier stehen Hunderte von alten Grabsteinen, die Khachkars genannt werden. Sie sind alle nach Westen ausgerichtet, so dass es perfekt ist, am Nachmittag hier zu sein. Interessanterweise grenzt der moderne Friedhof direkt an das alte Feld und kopiert dessen Stil. Je weiter man sich von den alten Grabsteinen entfernt, desto mehr moderne Elemente werden hinzugefügt.
Nicht weit entfernt liegt der Sewan-See mit seiner Hauptattraktion, dem Sevanavank-Kloster [↗]. Ursprünglich wurde das Kloster auf einer Insel gebaut, aber in der Sowjetzeit wurde der Pegel des Sewan-Sees um 20 Meter abgesenkt, so dass das Gebiet heute eine Halbinsel ist. Wenn man sieht, wie groß der See heute ist und wie flach das Gebiet westlich des Sees ist, kann man sich kaum vorstellen, wie groß er einmal war, als das Ufer 20 Meter höher lag.
Der Bereich vor dem Kloster ist furchtbar. Buden und Restaurants spielen laute Musik, Autos versuchen einen Parkplatz zu finden und Hunderte von Menschen sind am Herumlaufen. Und heute ist Donnerstag.
Man muss etwa 200 Stufen hinaufgehen, um zum Kloster zu gelangen. Aber das nützt nichts, es ist total überfüllt. Wenn man dorthin will, sollte man sehr früh da sein - ich würde schätzen, im Sommer spätestens um 7 Uhr. Zusätzlicher Bonus: Das Licht kommt aus einer viel besseren Richtung. Das Einzige, was ich nicht weiß, ist, ob der Innenraum zu dieser Zeit zugänglich ist.
Eher scherzhaft schlage ich es dem Reiseführer vor und er antwortet, dass er vielleicht den Busfahrer überzeugen kann, aber dass wahrscheinlich nur er und ich mitfahren würden 😉 .
Aufgrund der Situation hier ändern wir unseren Plan und bleiben nicht für ein frühes Abendessen, sondern halten an einem Supermarkt mit Fast-Food Ständen, damit sich jeder etwas zu essen kaufen und später im Hotel verspeisen kann.
War die Gegend um Sevan super touristisch, so wird ein paar Kilometer weiter die Landschaft von gescheiterten Immobilienprojekten dominiert. Riesige Hotelkomplexe, aber auch einzelne verfallene Gebäude. Ein Traumland für Lost Places Fans.
Auch unser Hotel hat schon bessere Tage gesehen. Mitten im Nirgendwo gelegen, inmitten eines Parks und mit privatem Seezugang, könnte dieses Gebäude aus sowjetischer Zeit etwas Besonderes sein. In Deutschland wäre es ein Kurhotel oder eine 5-Sterne-Konferenzstätte. Aber hier ist der Park ungepflegt, die Zimmer sind groß, aber alt, heruntergekommen und laut, das Abendessen muss vorbestellt werden und so weiter. Wir sind aber nur für eine Nacht hier und hatten schon viel schlechtere Hotels. Dafür reichts.