Eine unfreiwillige Wanderung in Punakha - Bhutan 2019 - 9
14.03. - Eine unfreiwillige Wanderung in Punakha
Heute Morgen haben wir nach einem reichhaltigen Frühstück das Hotel zu Fuß verlassen und sind zum Info-Center der Schwarzhalskraniche gelaufen. Jürgen hat gleich angefangen mit dem Kranich zu schäkern, der nach einem Unfall in der Station lebt. Freya und die anderen sind ins Museum und haben dort unter anderem einen vom Bayrischen Fernsehen gedrehten Film über die Schwarzhalskraniche gesehen.
Dann fahren wir los. Zurück geht es über den gleichen Pass wie auf der Herfahrt, um dann nach links auf eine größere Straße abzubiegen. Hier schwankt die Straßenqualität zwischen manchmal gut und oft mittelprächtig. Beeindruckend ist die Stelle, an der die komplette rechte Fahrbahnhälfte einfach weggebrochen ist.
Noch vor der Mittagspause erreichen wir Punakha, fahren über eine schmale Eisenbrücke und sehen etwas völlig Neues. Überall im Land haben wir die Hunde in Rudeln umherlaufen sehen und immer hat es so ausgesehen, als ob die Vermehrung ungehindert vonstatten geht. Hier nun sehen wir Hundefänger, die die Hunde einfangen.
Von unserem Guide erfahren wir, dass kranke Hunde kastriert würden. Es ist ihm unangenehm darüber zu reden, hat er uns doch die letzten Tage des Öfteren erklärt, dass ihre Religion einen Eingriff in die Natur verbietet.
Die Hunde bellen panisch, werden in Säcke gepackt und in einen Transporter geworfen. Die herumstreunenden Hunderudel sind in Bhutans Städten allgegenwärtig und vor allem Nachts nervig. Trotzdem hätten wir auf die Erfahrung verzichten können.
Wir checken im Hotel ein und bleiben auch gleich zum Mittagessen.
Nach dem Essen gehen die Anderen zum Raften. Einerseits haben wir immer noch kein Bargeld, andererseits mag Freya sowieso nicht raften. Wir wollen lieber durch die Stadt laufen und probieren, ob wir hier an unser Geld kommen.
Tenzin bietet an uns bis zur Stadt und ein Stück weiter mitzunehmen. Das „Stück“ entpuppt sich dann aber als eine Fahrt zum fast 3 km entfernt gelegenen Dzong. Um zur Stadt zu kommen müssen wir nun die drei Kilometer an der Straße entlang zurück gehen. Das hatten wir uns anders vorgestellt und der Weg schafft es sicher nicht in die Top Ten der schönsten Wanderwege in Bhutan. Freya schimpft ein bisschen vor sich hin, ist aber nach einiger Zeit froh, sich an der frischen Luft zu bewegen und das schafft bei ihr fast immer gute Laune.
Im Ort probieren wir an einem Bankautomat als erstes die Visa Karte aus. Nichts. Dann halt noch ein Versuch mit der Mastercard. Na also - klappt. Das kostet nun zwar ordentlich Gebühren, während die Visa-Karte kostenfrei gewesen wäre, aber wir sind wieder flüssig.
Wir laufen noch ein wenig durch den Ort und bewundern die riesigen, an die Hauswände gemalten Penisse. Um kurz vor drei sind wir wieder am verabredeten Treffpunkt und haben Gelegenheit, die aufstrebende Jugend zu beobachten. Fasziniert betrachten wir zwei junge Mädchen, die sich an einer Kaktee zu schaffen machen und dann versuchen, sich gegenseitig mit einem Stachel Ohrlöcher zu stechen.
Bald werden wir abgeholt und zum Landeplatz der Rafter gefahren. Mit echtem Raften scheint das Ganze aber wenig zu tun gehabt zu haben, es war wohl eher eine gemütliche Paddeltour. Alles richtig gemacht 🌝.
Anschließend geht es nun zum Highlight von Punakha, dem Dzong. Hier ist das erste Mal touristisch richtig was los. Bisher waren wir meist die einzigen Touristen, die sich eine Sehenswürdigkeit ansehen wollten. Da war es fast schon nett immer wieder mal die Gruppe von Rotel-Tours zu treffen. Bis hier (teilweise auch bis ins Bumthang-Tal) fahren nun aber die Touristen, die nur wenige Tage in Bhutan bleiben und vor allem die Inder, die von der Zwangsgebühr ausgenommen sind. Daran werden wir uns in den nächsten Tagen noch gewöhnen müssen.
Dieses Mal bleibt uns genügend Zeit, um uns alles anzuschauen. Die Frauen gehen auch alle zusammen mit Tenzin in den eigentlichen Tempel, in dem auch der König mit der Rabenkrone gekrönt wurde. Dort erzählt Tenzin dann die Geschichte von Siddhartha bis zu Buddhas Erleuchtung in epischer Breite. Während dessen laufen die Männer auf dem Vorplatz und zwischen den Gebäuden umher.
Hauptattraktion für die meisten sind die Mönche, die sich in einem Tempel versammelt haben und singen. Durch große Fenster kann man das von außen beobachten, entsprechend heftig ist das Gedränge. Natürlich ist fotografieren verboten. Vor allem die Inder interessiert das aber eher nicht und so hat die Security reichlich zu tun, um die ganzen Handykünstler vom Fotografieren und Filmen abzuhalten.
Zurück im Hotel gibt es erst noch Tee und dann die obligatorische Pause bis zum Abendessen. Bereits heute Mittag war das Essen gut und auch heute Abend gibt es nichts zu meckern. Im Gegenteil: Es gibt kleine frittierte Teigbällchen zum Nachtisch - super lecker.