Berlin Teil 2 - Stadt Land Meer - Deutschland 2022 - 4b
Etappe 4b - Berlin Teil 2
Auch heute gibt es keinen Grund früh aufzustehen. Es ist kühler und es nieselt, aber für unsere heutigen Ziele ist das irrelevant.
Mit S- und U-Bahn fahren wir zur Classic Remise Berlin [↗]. Schöne, alte, auf Hochglanz polierte Autos stehen da rum. Ja, nicht nur Jürgen ist begeistert.
Danach steht der Teufelsberg [↗] im Grunewald auf dem Plan. Hier, wo früher die Russen abgehört wurden, findet nun der geordnete Verfall statt. Nach dem Ende des kalten Krieges hatten die Amerikaner keine Verwendung mehr und diverse Pläne zur Nachnutzung scheiterten aus unterschiedlichen Gründen. Der Verfall begann und die Sprayer fanden ein ideales Areal, um sich auszutoben.
Irgendwann gab es Ärger und mittlerweile hat sich eine neue Betreibergesellschaft gefunden. Geöffnet ist von 11 Uhr bis Sonnenuntergang und der Eintritt kosten 8 Euro. Wer aber Graffiti mag, für den lohnt es sich definitiv.
Am Beginn des Geländes gibt es eine kleine Ausstellung zum Kalten Krieg. Ganz nett gemacht, aber nicht der Grund, warum wir hier sind. Das Gelände ist riesig, so etwa 6,5 Fußballfelder groß. Es gibt etliche Gebäude, die von außen bemalt sind. Viele kann man auch betreten. Das Hauptgebäude erstreckt sich über mehrere Stockwerke, die über Außentreppen erreicht werden können. Innen gibt es künstliche Wände, um mehr Platz für Graffiti zu haben. Auf dem Dach verfallen die großen Radome.
Mittlerweile darf übrigens nicht beliebig herumgesprüht werden. Die Künstler werden ausgesucht und bekommen entsprechende Plätze zugewiesen. Damit gibt es zwar immer wieder etwas Neues zu sehen, aber die neuen oder besonders guten Kunstwerke werden nicht gleich wieder verunstaltet.
Wir vergessen die Zeit und verpassen so unseren nächsten Tagesordnungspunkt – die Führung bei Radio Berlin. Macht nichts.
Wir laufen durch den Wald zurück in Richtung Wilhelm-Leuschner-Platz, erreichen eine Straße und orientieren uns gerade als plötzlich ein Auto hält. Der Mann hat uns für Polizisten gehalten, die die Geschwindigkeit kontrollieren und wir haben ihm wohl einen ziemlichen Schrecken eingejagt. Tja, soviel zum Thema graugrüne Kleidung. Tragen Polizisten nicht mittlerweile Blau?
Eigentlich würden wir jetzt gerne eine Kleinigkeit essen, finden aber nichts was uns passt. Am Wilhelm-Leuschner-Platz fängt es an zu regnen und wir entscheiden uns endlich für eine Kneipe mit ein paar Tischen unter einem Vordach. Irgendwann hört es auf zu regnen und wir kommen trockenen Fußes zu U-Bahn-Station und fahren zurück zum Hotel.
Am nächsten Morgen wollen zur East Side Gallery an der alten Berliner Mauer und zum RAW-Gelände und außerdem hat sich Freya eine Bootsfahrt gewünscht. Eigentlich haben wir die Bootsfahrt als Abschluss geplant, aber als wir am Anleger vorbeigehen, sind es gerade nochmal 30 Minuten bis zur Abfahrt. Das Wetter ist auch heute wieder mau, aber es soll auch nicht wirklich besser werden. Das Boot ist ausgebucht, aber wegen der großen Nachfrage ist ein weiteres Boot am Start und das fährt eine viertel Stunde später.
Die so genannte Brückenfahrt ist gut drei Stunden lang und führt nicht wie die meisten anderen Touren nur die Spree hoch und runter, sondern auch durch den Landwehrkanal. Insgesamt geht es über 23 km, durch 3 Schleusen und unter mehr als 60 Brücken durch. Wir passieren Kreuzberg, Friedrichshain, Charlottenburg und Mitte. Wir hören Interessantes und bedauern, dass die neue Berline Architektur so langweilig ist. Im Vergleich mit anderen Großstädten wäre hier ein bisschen Mut gar nicht so schlecht.
Nach der Tour bringen wir nur schnell die Jacken zurück zum Hotel und laufen dann über die Holzmarkt- und die Mühlenstraße in Richtung Mauermuseum. Unterwegs kommen wir an der Holzwerkstatt vorbei, einem Gelände mit kleinen alternativen Lokalen und Ständen - ganz nett.
An der East Side Gallery [↗] sind wir ein bisschen enttäuscht. Da haben wir in den letzten Tagen schon bessere Graffiti gesehen, aber in den mehr als 30 Jahren hat sich die Kunst natürlich auch weiterentwickelt.
Am Mercedes Platz vor der Mercedes-Benz Arena trinken wir etwas und beobachten Gäste und Personal. Über die Warschauer Straße laufen anschließend zum RAW-Gelände [↗]. Da ist heute Flohmarkt und ganz schön was los. Wir fotografieren ein bisschen und fahren dann mit der S-Bahn zurück.
Da hat Jürgen wirklich einen guten Platz zum Übernachten ausgesucht. Wir sind sehr zentral und kommen ohne viel Umsteigen zu allen Plätzen, die uns interessieren.
Um halb 8 ziehen wir wieder los. Wir fahren zum Leipziger Platz und laufen von da zu dem Asiaten, wo wir vor zwei Tagen so lecker zu Mittag gegessen haben. Auch heute ist das Essen gut, aber als wir mittags da waren hat es uns besser geschmeckt.
Von hier zum Brandenburger Tor [↗] ist es gar nicht so weit und so laufen wir. Pünktlich zur blauen Stunde kommen wir an. Natürlich ist hier wieder die Hölle los. Jürgen stellt sein Stativ auf und macht Langzeitaufnahmen. In der Zwischenzeit wird Freya von einem Paar gebeten Handy-Fotos zu machen.
Danach laufen wir zum Bundestag, aber als Jürgen mit ihr in die dunklen Straßen zum Haus der Kulturen will, streikt Freya. Also fotografiert er nur noch das Paul-Löbe-Haus [↗].
Nach dem Frühstück laufen wir in Richtung Museumsinsel [↗]. Gerade haben wir das Humboldt Forum passiert, als Jürgen meint, ihm wäre nicht so gut. Er würde auf jeden Fall erst einmal zurück zum Hotel gehen. Freya geht mit. Wenn es ihm in zwei Stunden noch nach liegen ist, dann kann sie immer noch alleine losziehen. Nach einer Tasse Tee im Hotel schläft Jürgen ziemlich schnell ein, wacht nach einer halben Stunde wieder auf und nach einer weiteren halben Stunde sind wir schon wieder zusammen unterwegs.
Mit der U-Bahn geht es zum Hauptbahnhof, wo wir in der Nähe eine Kleinigkeit essen. Danach gehen wir ins Futurium [↗], wo wir eine lange Zeit verbringen. Das ist aber auch interessant und deutlich optimistischer als das Klimahaus in Bremerhaven.
Beim Italiener am Roten Rathaus gibt es einen Absacker und später auch Abendessen. Jürgen will noch Nachtfotos machen, aber irgendwie ist die Luft raus und so bleibt es bei einem Abendspaziergang.
