Bis ans Ende der Welt - Bretagne im Regen - 7
Bis ans Ende der Welt
Als wir das Hotel am nächsten Morgen verlassen wollen, regnet es wieder in Strömen. Also bleiben wir noch eine Weile an der Rezeption, aber es hat keinen Sinn, zu warten. Irgendwann machen wir uns auf den Weg, schleppen unsere Koffer hinter uns her, überqueren den kleinen Fluss, zwei Straßen und dann den Hügel hinauf. Freya grummelt ein wenig vor sich hin. Gute Laune sieht anders aus.
Aber was soll's. Im Auto den Sitz warm gestellt und wir machen uns auf den Weg zu den Graffiti, zu denen wir gestern keine Lust mehr hatten. Dann zu Leclerc. Mit Käse, Wurst, Baguette und Wein ist zumindest die Grundversorgung gesichert.
Wir fahren zu Stränden und Leuchttürmen. Freya steigt nicht einmal aus dem Auto aus. So eklig ist das. Dann wird es langsam Mittag und Freya will bei dem Scheißwetter wenigstens gut essen.
In Brignogan Plage finden wir etwas, das unsere Erwartungen übertrifft. Es gibt ein Restaurant direkt am Strand. Es heißt "La corniche" und ist brechend voll. Aber wir bekommen noch einen Platz. Freya entscheidet sich für Muscheln nach bretonischer Art mit Sahne und Speck. Jürgen isst Fisch. Hier ist es warm und trocken und das Essen ist köstlich. Das Highlight des Tages.
Als wir das Restaurant verlassen, hat der Regen aufgehört und wir nutzen die Gelegenheit für einen Spaziergang entlang des Strandes und der Dünen. Viele Kaninchenlöcher, viel Wind. Als es zu nieseln beginnt, fahren wir los und am nächsten Strand ist es wieder so nass, dass Freya im Auto bleibt.
Nun schwenken wir nach Süden in Richtung Brest und dann nach Westen zu den westlichsten Punkten des französischen Festlandes. Bevor wir nach Le Conquet fahren, wo wir die nächsten Nächte verbringen werden, haben wir noch einen weiteren Leuchtturm auf unserer Liste.
Der Phare du Petit Minou [↗] befindet sich hoch oben auf einer Klippe. Wir parken auf dem offiziellen Parkplatz und gehen den Rest zu Fuß. In der Zwischenzeit hat es aufgehört zu regnen, aber es ist so kalt und windig, dass Freya Ohrenschützer trägt.
Jetzt müssen wir nur noch zu unserem Übernachtungsort kommen. Diesmal haben wir uns für eine Privatunterkunft entschieden. Na ja, das hatten wir uns ein wenig anders vorgestellt. Wir müssen die Treppe hinauf, durch den Flur der Vermieterin in das ehemalige Kinderzimmer. Das Bett ist nicht besonders breit. Wifi funktioniert auch nicht, obwohl unsere Vermieterin mit einem handgeschriebenen Zettel und einem Passwort mit mehreren Wörtern auftaucht.
Sie ist wirklich nett und macht uns sogar heißen Tee. Das nehmen wir nach diesem Tag gerne an. Und hier kann Freya endlich ihr Französisch zum Einsatz bringen. Unsere Vermieterin spricht weder Englisch noch Deutsch.
Der nächste Morgen beginnt mit einem kleinen Frühstück und schönem Wetter. Da das Licht so schön ist, ändern wir unser Programm für heute ein wenig und fahren zuerst zum Phare de Kermorvan [↗]. Wir sind früh genug, um ganz alleine am Leuchtturm zu sein. Doch als wir zum Auto zurückkehren, sehen wir schon die ersten Einheimischen mit ihren Hunden spazieren gehen oder Fahrrad fahren. Kein Wunder an einem sonnigen Sonntagmorgen.
Unser nächstes Ziel ist etwas weiter entfernt. Wir umfahren Brest und fahren über die Halbinsel Crozon nach Camaret-sur-Mer [↗]. Das ist ein nettes Dorf mit einem Hafen, der hauptsächlich für Privatjachten gedacht ist. Es gibt dort auch eine Werft, auch wenn nicht klar ist, ob sie noch in Betrieb ist. Was sie aber haben, sind ein paar alte Schiffswracks, die am Pier liegen.
Wir finden einen Parkplatz am Pier und gehen zu den Schiffen und der kleinen Kirche, die den Seefahrern gewidmet und mit Schiffsmodellen geschmückt ist.
Praktischerweise ist es gerade Mittagszeit und entlang der Promenade reihen sich die Restaurants aneinander. Wir finden eines, das uns gefällt, und setzen uns auf die Terrasse.
Kurz nach uns kommt ein Ehepaar mit einem großen, etwas älteren Hund an. Sie sagen ihm, er solle sich unter ihrem Tisch klein machen, aber das will er nicht. Er zieht es vor, sich noch größer zu machen. So liegt er im Gang und sieht fast so aus wie das Bärenfell in "Dinner for One". Alle müssen darüber klettern oder einen anderen Weg nehmen. Und er guckt so süß herum. Man muss ihn einfach mögen.
Nach dem Mittagessen wollen wir langsam in Richtung Brest zurückkehren. Mit einem kleinen Umweg, da die Tankstelle, die unser Navi anzeigt, nicht mehr existiert, erreichen wir Plougastel-Daoulas [↗], noch südlich von Brest. Hier gibt es einen weiteren berühmten Kalvarienberg und wir sind uns einig, dass dieser noch besser aussieht als die, die wir gestern besucht haben. Leider ist die Kirche geschlossen.
Das Wetter ist immer noch schön und der letzte Punkt auf unserer Agenda ist der Leuchtturm und die Kapelle von Saint-Mathieu [↗], nur ein paar Kilometer von Le Conquet entfernt. Er ist sogar so nah, dass Jürgen geplant hat, zum Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang dorthin zu laufen. Aber da es Sonntagnachmittag ist, ist es so voll, dass wir nicht einmal einen Parkplatz bekommen. Bei so vielen Menschen macht es sowieso keinen Sinn, zu fotografieren.
Also parken wir das Auto bei unserer Unterkunft und gehen in die Stadt. Wir laufen entlang der Klippen und des Hafens in die Altstadt, wo wir in einer kleinen Kneipe Cidre aber kein Essen bekommen. Auch ein anderes Restaurant finden wir nicht. Kein Problem, das Mittagessen war ja reichlich. Unsere Vermieterin hat uns wieder einen Tee gekocht. Es gibt auch Kekse und so lassen wir den Tag gemütlich ausklingen.